2016
Krakau
31. WJT
Motto
Rückblick
1. Wznoszę swe oczy ku górom, skąd
Przyjdzie mi pomoc;
Pomoc od Pana, wszak Bogiem On
Miłosiernym jest!
2. Kiedy zbłądzimy, sam szuka nas,
By w swe ramiona wziąć,
Rany uleczyć Krwią swoich ran,
Nowe życie tchnąć!
Błogosławieni miłosierni,
albowiem oni miłosierdzia dostąpią!
3. Gdyby nam Pan nie odpuścił win,
Któż ostać by się mógł?
Lecz On przebacza, przeto i my
Czyńmy jak nasz Bóg!
4. Pan Syna Krwią zmazał wszelki dług,
Syn z grobu żywy wstał;
„Panem jest Jezus” – mówi w nas Duch.
Niech to widzi świat!
[BRIDGE]
Więc odrzuć lęk i wiernym bądź,
Swe troski w Panu złóż
I ufaj, bo zmartwychwstał i wciąż
Żyje Pan, Twój Bóg!
SELIG DIE BARMHERZIGEN
Deutsche Version der polnischen Weltjugendtags-Hymne 2016
Original Text & Musik: Jakub Blycharz
Deutsche Fassung: LIVEWORSHIP Kollektiv | Daniel-John Riedl / Dario Große
www.liveworship.de
Vers 1
Mein Blick richtet sich auf zu den Höh`n
Von wo mir Hilfe naht
All meine Hilfe such` ich in ihm
Gott der Barmherzigkeit
Vers 2
Hab` ich mich verlaufen, so suchst du mich Herr
Hältst mich in deinem Arm
In meinem Schmerz begegnest du mir
Nimmst mich bedingungslos an.
Chorus
Selig die Barmherzigen, die in der Liebe sind
Denn sie werden Erbarmen finden.
Vers 3
Wenn nicht du die Schuld vergibst,
Wer könnte vor dir besteh`n
In der Vergebung liegt alle Kraft
Die Kraft die uns fähig macht
Vers 4
Die Schuld ist getragen von Gottes Sohn
Steigt von den Toten herauf
Sein Heiliger Geist lässt es uns hör`n
„Jesus ist der Herr“
Bridge
Und jede Angst, sie weicht vor ihm
Denn er hat dich befreit
Vertraue auf die Kraft des Herrn
Er lebt für alle Zeit
Jordan-Park, Krakau
Donnerstag, 28. Juli 2016
Liebe junge Freunde,
einen schönen guten Abend!
Endlich treffen wir uns! Danke für diesen herzlichen Empfang! Ich danke Kardinal Dziwisz, den Bischöfen, Priestern, Ordensleuten, Seminaristen und Laien und allen, die euch begleiten. Danke all denen, die es ermöglicht haben, dass wir heute hier sind, die sich „abgeschuftet“ haben, damit wir den Glauben feiern können. Heute feiern wir alle zusammen den Glauben!
In diesem seinem Heimatland möchte ich besonders dem heiligen Johannes Paul II. danken [großer Beifall] – kräftig, kräftig! –, der diese Treffen ersonnen und gefördert hat. Vom Himmel aus begleitet er uns, da er so viele junge Menschen aus ganz verschiedenen Völkern, Kulturen und Sprachen mit dem gleichen Beweggrund vereint sieht: Jesus zu feiern, der lebendig mitten unter uns ist. Habt ihr das verstanden? Jesus zu feiern, der lebendig mitten unter uns ist! Und zu sagen, dass er lebt, bedeutet, unsere Bereitschaft zu erneuern, ihm zu folgen, unsere Bereitschaft, Jesu Nachfolge mit Leidenschaft zu leben. Was könnte eine bessere Gelegenheit sein, die Freundschaft mit Jesus zu erneuern, als die Freundschaft unter euch zu festigen! Was könnte eine bessere Art und Weise sein, unsere Freundschaft mit Jesus zu festigen, als sie mit den anderen zu teilen! Was könnte eine bessere Art und Weise sein, die Freude des Evangeliums zu erleben, als das Verlangen zu haben, die Frohe Botschaft in so viele schmerzliche und schwierige Situationen zu übertragen!
Und Jesus ist es, der uns zu diesem 31. Weltjugendtag zusammengerufen hat; Jesus ist es, der uns sagt: » Selig die Barmherzigen, denn sie werden Erbarmen finden« (Mt 5,7). Selig, die imstande sind zu verzeihen, die imstande sind, ein mitfühlendes Herz zu haben, die imstande sind, den anderen das Beste zu geben; das Beste, nicht das, was übrig bleibt: das Beste!
Liebe junge Freunde, in diesen Tagen zieht Polen, dieses edle Land, sein Festkleid an; in diesen Tagen möchte Polen das stets junge Gesicht der Barmherzigkeit sein. Von diesem Land aus wollen wir mit euch und auch vereint mit vielen Jugendlichen, die heute nicht hier sein können, uns aber über die verschiedenen Kommunikationsmittel begleiten, alle gemeinsam aus diesem Weltjugendtag ein echtes Jubiläumsfest machen, in diesem Jubiläum der Barmherzigkeit.
In den Jahren meiner Zeit als Bischof habe ich etwas gelernt – vieles habe ich da gelernt, aber über eines möchte ich jetzt sprechen –: Es gibt nichts Schöneres, als die frohe Bereitschaft, die Hingabe, die Leidenschaft und die Energie zu betrachten, mit der viele junge Menschen ihr Leben leben. Das ist schön! Und woher kommt diese Schönheit? Wenn Jesus das Herz eines jungen Mannes, eines jungen Mädchens anrührt, sind diese zu wirklich grandiosen Handlungen fähig. Es ist anregend, wenn man hört, wie sie ihre Träume, ihre Fragen mitteilen und ihre Bereitschaft, sich allen entgegenzustellen, die behaupten, es könne sich nichts ändern. Jenen, die ich „Quietisten“ nenne: „Nichts kann sich ändern.“ Nein, die jungen Leute haben die Kraft, sich denen entgegenzustellen! Doch… einige sind sich dessen vielleicht gar nicht so sicher?... Ich frage euch und ihr antwortet: Können sich die Dinge ändern? [Ja!] Man hört nichts! [Ja!]. Na also! Es ist ein Geschenk des Himmels, viele von euch sehen zu können, die ihr mit euren Diskussionen zu erreichen sucht, dass die Dinge anders werden. Es ist schön und es tröstet mein Herz, euch so rebellisch zu sehen. Die Kirche blickt heute auf euch – ich würde noch mehr sagen: Die Welt blickt heute auf euch – und möchte von euch lernen, um wieder neu auf die Barmherzigkeit des himmlischen Vaters zu vertrauen. Sie hat ein stets junges Gesicht und hört nicht auf, uns einzuladen, Teil seines Reiches zu sein. Dieses Reich ist ein Reich der Freude, es ist immer ein Reich des Glücks, es ist ein Reich, das uns stets voranbringt, es ist ein Reich, das imstande ist, uns die Kraft zu geben, die Dinge zu ändern. Ich hab‘s vergessen und frage euch noch einmal: Können sich die Dinge ändern? [Ja!]. Einverstanden.
Da ich die Leidenschaft kenne, die ihr in die Mission legt, wage ich zu wiederholen: Die Barmherzigkeit hat immer ein junges Gesicht. Denn ein erbarmungsvolles Herz hat den Mut, aus seinen Bequemlichkeiten aufzubrechen; ein erbarmungsvolles Herz weiß den anderen entgegenzugehen und schafft es, alle zu umarmen. Ein erbarmungsvolles Herz versteht es, eine Zuflucht zu sein für diejenigen, die niemals ein Zuhause hatten oder die es verloren haben; es versteht, ein Daheim und eine Atmosphäre von Familie zu schaffen für diejenigen, die auswandern mussten; es ist zu zärtlicher Liebe und Mitgefühl fähig. Ein erbarmungsvolles Herz weiß sein Brot mit dem Hungrigen zu teilen; ein erbarmungsvolles Herz öffnet sich, um den Flüchtling und den Migranten aufzunehmen. Zusammen mit euch von Barmherzigkeit sprechen, heißt von Chance sprechen, heißt von Zukunft sprechen, heißt von Engagement sprechen, heißt von Zuversicht sprechen, heißt von Offenheit sprechen, von Gastfreundschaft und Mitgefühl, es heißt von Träumen sprechen. Aber seid ihr fähig zu träumen? [Ja!] Und wenn das Herz offen ist und fähig zu träumen, dann hat es auch Platz für Barmherzigkeit, dann ist es weit genug, um die Leidenden zu liebkosen, dann ist es weit genug, um denen zur Seite zu stehen, die keinen Frieden im Herzen haben oder denen es am Lebensnotwendigen fehlt oder denen das Schönste fehlt: der Glaube. – Barmherzigkeit. Sagen wir dieses Wort gemeinsam: Barmherzigkeit. Alle! [Barmherzigkeit] Noch einmal! [Barmherzigkeit] Noch einmal, damit die Welt es hört! [Barmherzigkeit].
Ich möchte euch auch noch etwas anderes gestehen, das ich in diesen Jahren gelernt habe: Ich möchte niemanden beleidigen, aber es schmerzt mich, wenn ich jungen Menschen begegne, die vorzeitig „Pensionierte“ zu sein scheinen. Das schmerzt mich. Junge Menschen, die anscheinend mit 23, 24, 25 Jahren in Pension gegangen sind. Das schmerzt mich. Es macht mir Sorgen, wenn ich junge Menschen sehe, die „das Handtuch geworfen haben“, bevor sie zum Wettkampf angetreten sind. Die sich „ergeben“ haben, ohne überhaupt begonnen zu haben, zu spielen. Es schmerzt mich, junge Menschen zu sehen, die mit traurigem Gesicht umherziehen, als sei ihr Leben nichts wert. Das sind im Wesentlichen gelangweilte… und langweilige Jugendliche, die die anderen langweilen; und das schmerzt mich. Es fällt schwer und wirft zugleich Fragen auf, wenn man junge Menschen sieht, die ihr Leben der Suche nach dem „Rausch“ hingeben oder nach diesem Abenteuer, sich in ihrem Element zu fühlen auf dunklen Wegen, die sie am Ende „bezahlen“… und teuer bezahlen. Denkt an viele Jugendliche, die ihr kennt und die diesen Weg gewählt haben! Es stimmt nachdenklich, wenn man junge Menschen sieht, die die schönen Jahre ihres Lebens und ihre Energien verlieren, indem sie Verkäufern falscher Vorspiegelungen nachlaufen – es gibt solche! – (in meinem Heimatland würden wir sagen „Rauchverkäufern“), die euch um das Beste bringen, das ihr besitzt. Und das schmerzt mich. Ich bin sicher, dass heute unter euch niemand von diesen ist, aber ich möchte euch sagen: Es gibt „pensionierte“ Jugendliche, junge Menschen, die schon vor dem Wettkampf das Handtuch werfen; es gibt junge Menschen, die mit den falschen Vorspiegelungen in Rausch geraten und schließlich im Nichts enden.
Daher, liebe Freunde, haben wir uns versammelt, um uns gegenseitig zu helfen, denn wir wollen uns nicht unser Bestes rauben lassen, wir wollen nicht zulassen, dass man uns um unsere Energien bringt, dass man uns die Freude nimmt, dass man uns mit falschen Vorspiegelungen um unsere Träume bringt.
Liebe Freunde, ich frage euch: Wollt ihr für euer Leben diesen entfremdenden „Rausch“ oder wollt ihr die Kraft spüren, die euch das Gefühl der Lebendigkeit und der Fülle vermittelt? Entfremdender Rausch oder Kraft der Gnade? Was wollt ihr: entfremdenden Rausch oder Kraft der Fülle? Was wollt ihr? [Kraft der Fülle!] Man hört kaum etwas! [Kraft der Fülle!] Um erfüllt zu sein, um ein erneuertes Leben zu haben, gibt es eine Antwort, eine Antwort die nicht zum Verkauf steht, eine Antwort, die man nicht kaufen kann, eine Antwort, die nicht eine Sache, nicht ein Objekt ist; es ist eine Person, sie heißt Jesus Christus. Ich frage euch: Kann man Jesus Christus kaufen? [Nein!] Wird Jesus Christus in den Läden verkauft? [Nein!] Jesus Christus ist eine Gabe, er ist ein Geschenk des Vaters, die Gabe unseres Vaters. Wer ist Jesus Christus? Alle: Jesus Christus ist eine Gabe! Alle! [Er ist eine Gabe!] Er ist das Geschenk des Vaters.
Jesus Christus ist es, der dem Leben wirkliche Leidenschaft verleihen kann, Jesus Christus ist es, der uns bewegt, uns nicht mit dem Geringen zu begnügen, und uns dazu bringt, unser Bestes zu geben. Jesus Christus ist es, der uns anfragt, uns einlädt und uns hilft, jedes Mal wieder aufzustehen, wenn wir uns geschlagen geben. Jesus Christus ist es, der uns treibt, den Blick zu erheben und Großes zu erträumen. „Aber Pater“, kann jemand mir sagen, „es ist so schwierig, Großes zu erträumen, es ist so schwierig, aufwärts zu gehen, immer im Aufstieg zu sein. Pater, ich bin schwach, ich falle; ich strenge mich an, aber oftmals geht’s abwärts mit mir.“ Wenn die Gebirgsjäger die Berge ersteigen, singen sie ein sehr schönes Lied, das so lautet: „In der Kunst des Aufstiegs kommt es nicht so sehr darauf an, nicht zu fallen, sondern darauf, nicht liegenzubleiben.“ Wenn du schwach bist, wenn du fällst, schau ein bisschen nach oben, und da ist die ausgestreckte Hand Jesu, der dir sagt: „Steh auf, komm mit mir!“ – „Und wenn es mir nochmal passiert?“ – „Ebenfalls.“ – „Und noch einmal?“ – „Ebenfalls.“ Petrus hat den Herrn einmal gefragt: „Herr, wie oft…?“ – „Siebzigmal siebenmal!“ Die Hand Jesu ist immer ausgestreckt, um uns wieder aufzuheben, wenn wir fallen. Habt ihr das verstanden? [Ja!]
Im Evangelium haben wir gehört, dass Jesus auf seinem Weg nach Jerusalem in einem Haus Halt macht – dem von Martha, Maria und Lazarus –, das ihn beherbergt. Auf der Durchreise tritt er in ihr Haus ein, um bei ihnen zu sein; die beiden Frauen heißen den willkommen, von dem sie wissen, dass er Mitgefühl hat. Die vielen Beschäftigungen lassen uns sein wie Martha: aktiv, zerstreut, ständig hin und her eilend… doch oft sind wir auch wie Maria: Vor einer schönen Landschaft oder einem Video, das ein Freund uns aufs Handy schickt, verweilen wir nachdenklich und lauschend. Während dieses Weltjugendtags möchte Jesus in unser Haus eintreten: in dein Haus; in mein Haus, in das Herz von jedem von uns. Jesus wird unsere Sorgen sehen, unsere Eile, wie er es bei Martha sah… und er wird hoffen, dass wir ihm zuhören wie Maria: dass wir mitten im Rummel den Mut haben, uns Ihm anzuvertrauen: Mögen es Tage für Jesus sein, die ganz dafür da sind, einander zuzuhören, Jesus zu empfangen in denen, die im gleichen Haus, in der gleichen Straße, in dem gleichen Verein oder in der gleichen Schule sind wie ich.
Und wer Jesus aufnimmt, lernt zu lieben wie Jesus. Dann fragt er uns, ob wir ein Leben in Fülle wollen. Und ich frage euch in seinem Namen: Ihr alle, wollt ihr ein Leben in Fülle? Beginne von diesem Moment an, dich innerlich anrühren zu lassen! Denn das Glück keimt auf und erblüht in der Barmherzigkeit – das ist seine Antwort, das ist seine Einladung, seine Herausforderung, sein Abenteuer: die Barmherzigkeit. Die Barmherzigkeit hat immer ein junges Gesicht – wie das der Maria von Bethanien, die als Jüngerin Jesus zu Füßen sitzt und Gefallen daran findet, ihm zuzuhören, denn sie weiß, dass dort der Friede herrscht. Wie das Gesicht der Maria von Nazareth, die sich mit ihrem „Ja“ ins Abenteuer der Barmherzigkeit gestürzt hat; die von Generation zu Generation selig gepriesen und unser aller „Mutter der Barmherzigkeit“ genannt wird. Rufen wir sie alle zusammen an: Maria, Mutter der Barmherzigkeit. Alle: Maria, Mutter der Barmherzigkeit.
So lasst uns alle gemeinsam den Herrn bitten – jeder soll es schweigend in seinem Herzen wiederholen –: Herr, stürze uns ins Abenteuer der Barmherzigkeit! Stürze uns in das Abenteuer, Brücken zu bauen und Mauern (seien es Einzäunungen oder Gitternetze) niederzureißen; stürze uns in das Abenteuer, dem Armen zu helfen, der sich einsam und verlassen fühlt, der keinen Sinn mehr in seinem Leben findet. Dränge uns, die zu begleiten, die dich nicht kennen, und ihnen nach und nach und sehr taktvoll deinen Namen zu nennen, den Grund meines Glaubens. Dränge uns – wie Maria von Bethanien – in die Haltung des Hörens, dass wir denen zuhören, die wir nicht verstehen, denen, die aus anderen Kulturen und anderen Völkern kommen, und sogar denen, die wir fürchten, weil wir glauben, sie könnten uns schaden. Lass uns unseren Blick – wie Maria von Nazareth mit Elisabet – unseren alten Menschen, unseren Großeltern zuwenden, um von ihrer Weisheit zu lernen. Ich frage euch: Sprecht ihr mit euren Großeltern? [Ja.] Wohl mehr oder weniger… Sucht eure Großeltern auf; sie besitzen Lebensweisheit und werden euch Dinge sagen, die eure Herzen bewegen.
Da sind wir, Herr! Sende uns aus, um deine barmherzige Liebe mit anderen zu teilen. An diesem Weltjugendtag wollen wir dich aufnehmen. Wir wollen bekräftigen, dass das Leben erfüllt ist, wenn man es von der Barmherzigkeit aus lebt, und dass dies das Bessere ist, das Liebreichere, das, was uns niemals genommen werden soll. Amen.
Erzbischöfliches Palais, Krakau
Mittwoch, 27. Juli 2016
Ich grüße euch, ich grüße euch von Herzen!
Ich sehe euch so voller Begeisterung, so voller Freude. Aber jetzt muss ich euch etwas sagen, das euer Herz traurig stimmen wird. Lasst uns einen Augenblick still sein. Es ist etwas, das einen von euch betrifft. Maciej […] Er war etwas über 22 Jahre alt. Er hatte Grafikdesign studiert und seine Arbeit aufgegeben, um freiwilliger Helfer beim Weltjugendtag zu sein. Tatsächlich sind alle Entwürfe für die Fahnen, die Bilder der heiligen Patrone, das Pilgerkit und anderes, was die Stadt schmückt, von ihm. Gerade bei dieser Arbeit hat er seinen Glauben wiedergefunden.
Im November wurde bei ihm ein Krebs diagnostiziert. Die Ärzte haben nichts tun können, nicht einmal mit der Amputation des Beines. Er wollte noch den Papstbesuch erleben! Er hatte einen reservierten Platz in der Straßenbahn, mit der der Papst fahren wird. Aber am 2. Juli ist er gestorben. Die Leute sind tief betroffen: Er hat allen einen großen Dienst erwiesen.
Jetzt wollen wir alle schweigend an diesen Weggefährten denken, der so viel für diesen Weltjugendtag gearbeitet hat; und alle beten wir still aus ganzem Herzen. Jeder soll ganz persönlich von Herzen beten. Er ist unter uns gegenwärtig.
[Gebet in der Stille]
Jemand unter euch mag denken: „Dieser Papst verdirbt uns den Abend.“ Aber es ist die Wahrheit, und wir müssen uns an die guten und an die unangenehmen Dinge gewöhnen. So ist das Leben, liebe junge Freunde. Aber es gibt da etwas, das wir nicht in Zweifel ziehen können: Der Glaube dieses jungen Mannes, dieses unseres Freundes, der so viel für diesen Weltjugendtag gearbeitet hat, hat ihn in den Himmel gebracht und er ist in diesem Moment bei Jesus, der auf uns alle schaut! Und das ist eine Gnade. Ein Applaus für unseren Freund!
Auch wir werden ihm eines Tages begegnen: „Ach du warst es! Freut mich, dich kennenzulernen!“ So ist das. Denn so ist das Leben: Heute sind wir hier, morgen werden wir dort sein. Das Problem ist nur, den richtigen Weg zu wählen, wie er ihn gewählt hat.
Danken wir dem Herrn, dass er uns diese Beispiele des Mutes gibt, Beispiele mutiger junger Menschen, die uns helfen, im Leben voranzugehen! Und habt keine Angst, habt keine Angst! Gott ist groß, Gott ist gut, und wir alle haben etwas Gutes in uns.
Jetzt verabschiede ich mich. Morgen werden wir uns treffen, wir werden uns wiedersehen. Tut ihr eure Pflicht, nämlich die ganze Nacht Wirbel zu machen…und eure christliche Freude zu zeigen, die Freude, die der Herr euch schenkt: die Freude, eine Gemeinschaft zu sein, die Jesus folgt.
Jetzt erteile ich euch den Segen. Und wie wir als Kinder gelernt haben, wollen wir, bevor wir weggehen, die Mutter grüßen. Beten wir alle zur Gottesmutter, jeder in seiner Sprache: Gegrüßet seist du, Maria…
[Segen]
Gute Nacht, gute Nacht! Und betet für mich!
Jordan-Park, Krakau
Freitag, 29. Juli 2016
» Ich war hungrig und ihr habt mir zu essen gegeben;
ich war durstig und ihr habt mir zu trinken gegeben;
ich war fremd und obdachlos und ihr habt mich aufgenommen;
ich war nackt und ihr habt mir Kleidung gegeben;
ich war krank und ihr habt mich besucht;
ich war im Gefängnis und ihr seid zu mir gekommen « (Mt 25,35-36).
Diese Worte Jesu kommen der Frage entgegen, die immer wieder in unserem Geist und unserem Herzen ertönt: „Wo ist Gott?“ Wo ist Gott, wenn in der Welt das Böse existiert, wenn es Hungrige, Durstige, Obdachlose, Heimatvertriebene und Flüchtlinge gibt? Wo ist Gott, wenn unschuldige Menschen aufgrund von Gewalt, Terrorismus und Kriegen sterben? Wo ist Gott, wenn erbarmungslose Krankheiten Lebensverbindungen und Bande der Liebe zerreißen? Oder wenn Kinder ausgebeutet und gedemütigt werden und wenn auch sie unter schweren Pathologien leiden? Wo ist Gott angesichts der Ruhelosigkeit der Zweifelnden und der seelisch Gequälten? Es gibt Fragen, auf die es keine menschlichen Antworten gibt. Wir können nur auf Jesus schauen und ihn fragen. Und die Antwort Jesu lautet: „Gott ist in ihnen“; Jesus ist in ihnen, leidet in ihnen, ist zutiefst mit ihnen identisch. Er ist so mit ihnen vereint, dass er beinahe „einen einzigen Leib“ mit ihnen bildet.
Jesus selbst hat die Wahl getroffen, sich mit diesen unseren von Schmerz und Ängsten geprüften Brüdern und Schwestern zu identifizieren, als er es auf sich nahm, die Via dolorosa nach Golgota zu gehen. Am Kreuz sterbend überantwortet er sich in die Hände des Vaters und trägt mit hingebungsvoller Liebe auf und in sich die physischen, moralischen und spirituellen Wunden der gesamten Menschheit. Indem er das Kreuzesholz ergreift, umfasst Jesus die Nacktheit und den Hunger, den Durst und die Einsamkeit, den Schmerz und den Tod der Menschen aller Zeiten. Heute Abend umfasst Jesus – und wir mit ihm – mit besonderer Liebe unsere syrischen Brüder und Schwestern, die vor dem Krieg geflohen sind. Wir grüßen sie und nehmen sie mit geschwisterlicher Liebe und mit Sympathie auf.
Indem wir den Kreuzweg Jesu nachgegangen sind, haben wir neu entdeckt, wie wichtig es ist, dass wir durch die vierzehn Werke der Barmherzigkeit ihm ähnlich werden. Sie sind uns eine Hilfe, um uns der Barmherzigkeit Gottes zu öffnen, um die Gnade der Erkenntnis zu erbitten, dass der Mensch ohne Barmherzigkeit nichts tun kann, dass ich, du, wir alle ohne die Barmherzigkeit nichts tun können. Schauen wir zunächst auf die sieben Werke der leiblichen Barmherzigkeit: Hungernde speisen, Durstigen zu trinken geben, Nackte bekleiden, Fremde beherbergen, Kranke besuchen, Gefangene besuchen, Tote begraben. Umsonst haben wir empfangen, umsonst wollen wir geben. Wir sind aufgefordert, dem gekreuzigten Jesus in jedem ausgegrenzten Menschen zu dienen, seinen heiligen Leib zu berühren im Ausgeschlossenen, im Hungrigen, im Durstigen, im Nackten, im Gefangenen, im Kranken, im Arbeitslosen, im Verfolgten, im Heimatvertriebenen und im Migranten. Dort finden wir unseren Gott, dort berühren wir den Herrn. Jesus selbst hat uns das gesagt, als er erklärte, welches das „Protokoll“ sein wird, nach dem wir einst gerichtet werden: Jedes Mal, wenn wir das dem Geringsten unserer Mitmenschen getan haben, haben wir es ihm getan (vgl. Mt 25,31-46).
Den Werken der leiblichen Barmherzigkeit folgen die der geistlichen Barmherzigkeit: die Zweifelnden beraten, die Unwissenden lehren, die Sünder zurechtweisen, die Trauernden trösten, Beleidigungen verzeihen, die Lästigen geduldig ertragen, für die Lebenden und die Verstorbenen zu Gott beten. Mit der Aufnahme des Ausgegrenzten, der leiblich verwundet ist, und mit der Aufnahme des Sünders, der seelisch verwundet ist, steht unsere Glaubwürdigkeit als Christen auf dem Spiel. Mit der Aufnahme des Ausgegrenzten, der leiblich verwundet ist, und mit der Aufnahme des Sünders, der seelisch verwundet ist, steht unsere Glaubwürdigkeit als Christen auf dem Spiel! Nicht mit den Ideen: dort!
Heute braucht die Menschheit Männer und Frauen – und besonders junge Menschen wie euch –, die ihr Leben nicht „halb“ leben wollen: junge Menschen, die bereit sind, ihr Leben für den gegenleistungsfreien Dienst an den ärmsten und schwächsten Mitmenschen zu verwenden, in der Nachfolge Christi, der sich für unser Heil ganz und gar hingegeben hat. Angesichts des Bösen, des Leidens und der Sünde ist die einzig mögliche Antwort für den Jünger Jesu die Selbsthingabe, sogar bis zum Tod – genauso wie Christus; es ist die Haltung des Dienstes. Wenn jemand, der sich Christ nennt, nicht lebt, um zu dienen, dient er nicht für das Leben. Mit seinem Leben verleugnet er Jesus Christus.
Liebe junge Freunde, heute Abend richtet der Herr erneut seine Einladung an euch, Vorkämpfer im Dienen zu werden; er möchte aus euch eine konkrete Antwort auf die Nöte und Leiden der Menschheit machen; er möchte, dass ihr ein Zeichen seiner barmherzigen Liebe für unsere Zeit seid! Um diesen Auftrag zu erfüllen, weist er euch den Weg des persönlichen Engagements und der Selbsthingabe: Es ist der Weg des Kreuzes. Der Weg des Kreuzes ist der Weg des Glücks, Christus bis zum Äußersten nachzufolgen, in den oft dramatischen Umständen des Alltagslebens. Es ist der Weg, der keine Misserfolge, Ausgrenzungen oder Einsamkeiten fürchtet, weil er das Herz des Menschen mit der Fülle Jesu sättigt. Der Weg des Kreuzes ist der Weg des Lebens, der Weg im Stile Gottes – ein Weg, den Jesus uns auch auf den Pfaden einer manchmal gespaltenen, ungerechten und korrupten Welt gehen lässt.
Der Weg des Kreuzes ist keine sadomasochistische Gewohnheit; der Weg des Kreuzes ist der einzige, der die Sünde, das Böse und den Tod besiegt, weil er in das strahlende Licht der Auferstehung Christi mündet und so die Horizonte des neuen und vollen Lebens öffnet. Es ist der Weg der Hoffnung und der Zukunft. Wer ihn mit Großherzigkeit und Glauben geht, schenkt der Menschheit und der Zukunft Hoffnung. Wer ihn mit Großherzigkeit und Glauben geht, sät Hoffnung aus. Und ich möchte, dass ihr Säer von Hoffnung seid.
Liebe junge Freunde, an jenem Karfreitag kehrten viele Jünger traurig nach Hause zurück, andere zogen es vor, zu ihrem Haus auf dem Lande zu gehen, um das Kreuz ein wenig zu vergessen. Ich frage euch – aber antwortet still in eurem Herzen, jeder von euch in seinem Herzen –: Wie wollt ihr heute Abend in eure Häuser, in Eure Herbergen, in eure Zelte zurückkehren? Wie wollt ihr heute Abend zur Begegnung mit euch selbst zurückkehren? Die Welt blickt auf uns. Es liegt bei jedem von euch, auf die Herausforderung dieser Frage zu reagieren.
Erzbischofsplast von Krakau
Freitag, 29. Juli 2016
Dobry wieczór!
Heute war ein besonderer Tag, ein Tag des Schmerzes. Freitag ist der Tag, an dem wir an den Tod Jesu denken, und mit den Jugendlichen haben wir den Tag mit dem Gebet des Kreuzwegs ausklingen lassen. Wir haben den Kreuzweg meditiert: das Leiden und Sterben Jesu für uns alle. Wir waren mit dem leidenden Jesus vereint; leidend aber nicht nur vor zweitausend Jahren, leidend auch heute. So viele Menschen leiden: die Kranken; die, welche sich im Krieg befinden; die Obdachlosen und die Hungernden; die, welche von Zweifeln geplagt werden und in ihrem Leben das Glück, das Heil nicht wahrnehmen oder die Last ihrer Sünde spüren.
Am Nachmittag bin ich ins Kinderkrankenhaus gegangen. Auch dort leidet Jesus in vielen kranken Kindern. Und immer kommt mir jene Frage: „Warum leiden die Kinder?“ Es ist ein Geheimnis. Es gibt keine Antworten auf diese Fragen.
Am Vormittag noch ein anderer Schmerz: Ich bin nach Auschwitz und Birkenau gegangen, um der Leiden vor siebzig Jahren zu gedenken… Wie viel Schmerz, wie viel Grausamkeit! Aber ist es denn möglich, dass wir Menschen, als Gottes Abbild und ihm ähnlich geschaffen, imstande sind, diese Dinge zu tun? Die Dinge sind getan worden. Ich möchte euch nicht betrüben, aber ich muss die Wahrheit sagen. Die Grausamkeit hat mit Auschwitz und Birkenau nicht aufgehört: Auch heute, heute werden Menschen gefoltert; so viele Gefangene werden gefoltert, sofort, um sie zum Reden zu bringen… Das ist schrecklich! Heute gibt es Männer und Frauen in den überfüllten Gefängnissen; sie leben – entschuldigt – wie die Tiere. Heute gibt es diese Grausamkeit. Wir sagen: Ja, wir haben die Grausamkeit von vor siebzig Jahren gesehen, wie sie starben – erschossen oder erhängt oder vergast… Aber heute, an vielen Orten in der Welt, wo Krieg herrscht, geschieht dasselbe.
In diese Wirklichkeit ist Jesus gekommen, um sie sich auf seine Schultern zu laden und zu tragen. Und er bittet uns, zu beten. Beten wir für alle „Jesus“, die heute in der Welt sind: für die Hungernden, die Dürstenden, die Zweifelnden, die Kranken, die Einsamen, für die, welche die Last vieler Zweifel und vieler Sünden spüren. Sie leiden so sehr… Beten wir für die vielen kranken, unschuldigen Kinder, die als Kinder das Kreuz tragen. Und beten wir für die vielen Männer und Frauen, die heute in vielen Ländern der Welt gefoltert werden; für die Gefangenen, die alle zusammengepfercht sind, als wären sie Tiere. Es ist ein bisschen traurig, was ich euch da sage, aber es ist die Wirklichkeit. Doch Wirklichkeit ist auch die Tatsache, dass Jesus all das auf sich genommen hat. Auch unsere Sünde.
Wir alle hier sind Sünder, alle haben wir die Last unserer Sünden. Ich weiß nicht, ob jemand sich nicht als Sünder fühlt… Falls sich irgendjemand hier nicht als Sünder fühlt, möge er die Hand heben… Alle sind wir Sünder. Doch Jesus liebt uns, er liebt uns! Lasst uns als Sünder und doch Kinder Gottes, Kinder seines himmlischen Vaters, alle gemeinsam ein Gebet sprechen für diese Menschen, die heute in der Welt so viel Hässliches, so viele Bosheiten erleiden. Und wenn es Tränen gibt, dann sucht das Kind die Mutter. Auch wir Sünder sind Kinder. Suchen wir die Mutter und beten wir zur Muttergottes, alle gemeinsam, jeder in seiner Sprache.
Gegrüßet seist du, Maria…
[Segen]
Ich wünsche euch eine gute Nacht und gute Ruhe. Betet für mich! Und morgen fahren wir fort mit diesem schönen Weltjugendtag. Vielen Dank!
Campus Misericordiae, Krakau
Samstag, 30. Juli 2016
Liebe junge Freunde, guten Abend!
Es ist schön, hier bei euch zu sein während dieser Gebetswache.
Am Ende ihres mutigen und bewegenden Zeugnisses hat Rand uns um etwas gebeten. Sie hat uns gesagt: „Ich bitte euch nachdrücklich, für mein geliebtes Land zu beten.“ Eine von Krieg, Schmerz und Verlust gezeichnete Geschichte, die mit einer Bitte endet: der Bitte um das Gebet. Was kann besser sein, als unsere Vigil betend zu beginnen?
Wir kommen aus verschiedenen Teilen der Welt, aus unterschiedlichen Kontinenten, Ländern, Sprachen, Kulturen und Völkern. Wir sind „Söhne“ und „Töchter“ von Nationen, die vielleicht über verschiedene Konflikte diskutieren oder sogar im Krieg miteinander sind. Andere von uns kommen aus Ländern, die im „Frieden“ sein mögen, die keine kriegerischen Auseinandersetzungen erleben, bei denen viele der schmerzlichen Ereignisse, die in der Welt geschehen, nur Teil der Nachrichten oder der Presse sind. Doch wir sind uns einer Sache bewusst: Für uns hier und heute, die wir aus verschiedenen Teilen der Welt kommen, sind der Schmerz und der Krieg, den viele Jugendliche erleben, nicht mehr etwas Anonymes, für uns sind sie keine Zeitungsnachricht mehr; sie haben einen Namen, sie haben ein Gesicht, eine Geschichte, eine Nähe. Heute bedeutet der Krieg in Syrien Schmerz und Leiden vieler Menschen, vieler Jugendlicher wie der mutigen Rand, die hier mitten unter uns ist und uns bittet, für ihr geliebtes Land zu beten.
Es gibt Situationen, die sich für uns als weit entfernt erweisen, bis wir irgendwie mit ihnen in Berührung kommen. Es gibt Wirklichkeiten, die wir nicht verstehen, weil wir sie nur über einen Bildschirm (des Handys oder des Computers) sehen. Wenn wir aber mit dem Leben, mit diesen konkreten, nicht mehr nur durch Bildschirme vermittelten Leben in Kontakt kommen, dann gibt es in unserem Innern eine heftige Reaktion: Wir alle fühlen uns aufgefordert, uns persönlich einzubringen: „Schluss mit vergessenen Städten“, wie Rand sagt; es darf niemals mehr geschehen, dass Brüder „von Mord und Tod umzingelt sind“ und spüren, dass ihnen niemand helfen wird. Liebe Freunde, ich lade euch ein, gemeinsam zu beten wegen des Leidens so vieler Opfer des Krieges, dieses Krieges, der heute in der Welt herrscht, damit wir ein für alle Mal begreifen können, dass nichts das Blut eines Bruders oder einer Schwester rechtfertigt, dass nichts wertvoller ist als der Mensch neben uns. Und in dieser Bitte um Gebet möchte ich auch euch danken, Natalia und Miguel, denn auch ihr habt eure „Kriege“, euer inneres Ringen mit uns geteilt. Ihr habt uns eure Kämpfe vor Augen geführt und uns gezeigt, was ihr getan habt, um sie zu überwinden. Ihr seid ein lebendiges Zeichen für das, was die Barmherzigkeit in uns bewirken will.
Wir fangen jetzt nicht an, gegen irgendjemanden zu schimpfen, wir beginnen nicht zu streiten, wir wollen nicht zerstören, wir wollen nicht beleidigen. Wir wollen nicht den Hass mit noch mehr Hass besiegen, die Gewalt mit noch mehr Gewalt besiegen, den Terror mit noch mehr Terror besiegen. Und unsere Antwort auf diese Welt im Krieg hat einen Namen: sie heißt Brüderlichkeit, sie heißt geschwisterliche Verbindung, sie heißt Gemeinschaft, sie heißt Familie. Wir feiern die Tatsache, dass wir aus verschiedenen Kulturen kommen und uns zusammenfinden, um zu beten. Unser bestes Wort, unsere beste Rede soll sein, uns im Gebet zu vereinen. Halten wir einen Moment Stille und beten wir; tragen wir die Zeugnisse dieser Freunde vor Gott; identifizieren wir uns mit denen, für die „der Begriff Familie überhaupt nicht existiert und das Haus nur ein Ort zum Schlafen und Essen ist“, oder mit denen, die in der Angst leben zu glauben, dass ihre Fehler und Sünden sie endgültig ausgeschlossen haben. Tragen wir vor die Gegenwart unseres Gottes auch eure „Kriege“, unsere „Kriege“, die Kämpfe, die jeder in sich, im eigenen Herzen trägt. Und darum, um in Familie, in geschwisterlicher Gemeinschaft zu sein, lade ich euch alle zusammen ein, aufzustehen, einander an die Hand zu nehmen und schweigend zu beten. Alle.
[Stille]
Während wir beteten, kam mir das Bild der Apostel am Pfingsttag in den Sinn. Eine Szene, die uns helfen kann, alles zu verstehen, was Gott in unserem Leben in uns und mit uns verwirklichen möchte. An jenem Tag hatten die Apostel sich aus Angst eingeschlossen. Sie fühlten sich bedroht durch eine Umgebung, die sie verfolgte, die sie zwang, sich in einem kleinen Raum aufzuhalten und unbeweglich, gelähmt auszuharren. Die Furcht hatte sich ihrer bemächtigt. In diesem Kontext geschah etwas Eindrucksvolles, etwas Grandioses. Der Heilige Geist kam, und Zungen wie von Feuer ließen sich auf jedem von ihnen nieder und trieben sie in ein Abenteuer, das sie sich nie erträumt hätten. Die Situation ändert sich vollständig!
Wir haben drei Zeugnisse gehört; wir haben mit unseren Herzen ihre Geschichten, ihr Leben berührt. Wir haben gesehen, wie sie ebenso wie die Jünger ähnliche Momente erlebt haben, Augenblicke, in denen sie angsterfüllt waren, in denen alles zusammenzubrechen schien. Die Angst und die Beklemmung, die aus dem Bewusstsein hervorgehen, dass man, wenn man aus dem Hause geht, seine Lieben eventuell nicht wiedersieht; die Angst, sich nicht anerkannt und geliebt zu fühlen; die Angst, keine anderen Chancen zu haben. Sie haben uns die gleiche Erfahrung nachempfinden lassen, die die Jünger machten; sie haben die Angst gespürt, die zu einem einzigen Ort führt. Wohin führt uns die Angst? In die Verschlossenheit. Und wenn die Angst sich in der Verschlossenheit verkriecht, geht sie immer mit ihrer „Zwillingsschwester“ einher, mit der Lähmung, mit dem Sich-gelähmt-Fühlen. Das Empfinden, dass in dieser Welt, in unseren Städten, in unseren Gemeinschaften kein Raum mehr ist, um zu wachsen, zu träumen, schöpferisch zu sein, auf Horizonte zu schauen, letztlich: um zu leben, ist eines der schlimmsten Übel, die uns im Leben – und besonders in der Jugend – geschehen können. Die Lähmung lässt uns die Lust verlieren, uns über die Begegnung und die Freundschaft zu freuen, die Lust, gemeinsam zu träumen, unseren Weg mit den anderen zu gehen. Sie entfernt uns von den anderen, hindert uns, einander die Hand zu reichen, wie wir [in der Choreografie] gesehen haben: Alle in diese kleinen Glashäuser eingeschlossen.
Doch im Leben gibt es eine weitere, für die jungen Menschen noch gefährlichere und oft schwer zu erkennende Lähmung. Ich nenne sie gerne die Lähmung, die aufkommt, wenn man das GLÜCK mit einem SOFA / KANAPA verwechselt! Ja, zu glauben, dass wir, um glücklich zu sein, ein gutes Sofa brauchen. Ein Sofa, das uns hilft, es bequem zu haben, ruhig und ganz sicher zu sein. Ein Sofa – wie jene modernen, die es jetzt gibt, sogar mit einlullenden Massagen – die uns Stunden der Ruhe garantieren, um uns in die Welt der Videospiele zu begeben und Stunden vor dem Computer zu verbringen. Ein Sofa gegen jede Art von Schmerz und Furcht. Ein Sofa, das uns innerhalb unserer vier Wände bleiben lässt, ohne uns abzumühen und uns Sorgen zu machen. Das „Sofa-Glück“ / „kanapa-szczęście“ ist wahrscheinlich die lautlose Lähmung, die uns am meisten schaden kann, die der Jugend am meisten schaden kann. „Und warum geschieht das, Pater?“ Weil wir nach und nach, ohne es zu merken, im Schlaf versinken, duselig und benommen sind. Vorgestern sprach ich von jungen Menschen, die mit zwanzig Jahren „in Pension“ gehen; heute spreche ich von den jungen Menschen, die im Schlaf versunken, duselig und benommen sind, während andere – vielleicht die lebendigeren, aber nicht die besseren – für uns über die Zukunft entscheiden. Gewiss, für viele ist es einfacher und vorteilhafter, duselige und benommene Jugendliche zu haben, die das Glück mit einem Sofa verwechseln; vielen scheint das günstiger, als aufgeweckte junge Menschen zu haben, die reagieren möchten, die danach verlangen, dem Traum Gottes zu entsprechen und allen Bestrebungen des Herzens. Und ihr, ich frage euch: Wollt ihr verschlafene, duselige, benommene Jugendliche sein? [Nein!] Wollt ihr aufgeweckt sein? [Ja!] Wollt ihr für eure Zukunft kämpfen? [Ja!] Allzu überzeugt seid ihr wohl nicht… Wollt ihr für eure Zukunft kämpfen? [Ja!]
Doch die Wahrheit ist eine andere: Liebe junge Freunde, wir sind nicht auf die Welt gekommen, um zu „vegetieren“, um es uns bequem zu machen, um aus dem Leben ein Sofa zu machen, das uns einschläfert; im Gegenteil, wir sind für etwas anderes gekommen, wir sind gekommen, um eine Spur zu hinterlassen. Es ist sehr traurig, durchs Leben zu gehen, ohne Spuren zu hinterlassen. Aber wenn wir die Bequemlichkeit wählen, und das Glück mit dem Konsum verwechseln, dann ist der Preis, den wir bezahlen, sehr, sehr hoch: Wir verlieren die Freiheit. Dann sind wir nicht frei, um Spuren zu hinterlassen. Wir verlieren die Freiheit: Das ist der Preis. Und es gibt viele Leute, die wollen, dass die jungen Menschen nicht frei sind; es gibt viele Leute, die euch nicht wohl gesonnen sind, die wollen, dass ihr benommen, duselig und verschlafen seid, aber nur nicht frei! Nein, das nicht! Wir müssen unsere Freiheit verteidigen!
Genau an diesem Punkt besteht eine große Lähmung, wenn wir beginnen zu meinen, Glück sei ein Synonym der Bequemlichkeit; dass glücklich sein bedeutet, schläfrig oder betäubt durchs Leben zu gehen, dass die einzige Art, glücklich zu sein, darin besteht, wie benommen zu sein. Es ist sicher, dass die Droge schadet, aber es gibt viele andere, gesellschaftlich akzeptierte Drogen, die uns schließlich sehr versklaven oder jedenfalls immer mehr versklaven. Die einen wie die anderen berauben uns unseres höchsten Gutes: der Freiheit. Si berauben uns unserer Freiheit.
Meine Freunde, Jesus ist der Herr des Risikos, er ist der Herr des immer „darüber hinaus“. Jesus ist nicht der Herr des Komforts, der Sicherheit und der Bequemlichkeit. Um Jesus zu folgen, muss man eine gewisse Dosis an Mut besitzen, muss man sich entscheiden, das Sofa gegen ein Paar Schuhe auszutauschen, die dir helfen, Wege zu gehen, die du dir nie erträumt hast und die du dir nicht einmal vorstellen konntest: Wege, die neue Horizonte eröffnen können, die fähig sind, Freude zu übertragen – jene Freude, die aus der Liebe Gottes hervorgeht, die Freude, die durch jede Geste, durch jede Haltung der Barmherzigkeit in deinem Herzen verbleibt. Auf Wegen gehen und dem „Irrsinn“ unseres Gottes folgen, der uns lehrt, ihm zu begegnen im Hungrigen, im Durstigen, im Nackten, im Kranken; im Freund, mit dem es schlecht ausgegangen ist, im Gefangenen, im Flüchtling und im Migranten, im einsamen Nachbarn. Auf den Wegen unseres Gottes gehen, der uns auffordert, politisch Handelnde, Denker, gesellschaftliche Vorreiter zu sein; der uns anregt, eine solidarischere Wirtschaft zu ersinnen, als diese. Die Liebe Gottes fordert uns auf, in alle Bereiche, in denen ihr euch befindet, die Frohe Botschaft zu tragen und das eigene Leben zu einem Geschenk an Gott und an die anderen zu machen. Und das bedeutet, mutig zu sein, das bedeutet, frei zu sein!
Ihr könnt mir sagen: Pater, aber das ist nicht etwas für alle, es ist nur für einige Erwählte! Ja, das stimmt, und diese Erwählten sind alle, die bereit sind, ihr Leben mit den anderen zu teilen. In der gleichen Weise, in der der Heilige Geist am Pfingsttag das Herz der Jünger verwandelte – sie waren gelähmt –, hat er es auch mit unseren Freunden getan, die ihre Zeugnisse mit uns geteilt haben. Ich gebrauche deine Worte, Miguel: Du hast uns gesagt, dass du an dem Tag, an dem dir in der Facenda die Verantwortung übertragen wurde, ein optimales Funktionieren des Hauses zu fördern, begonnen hast zu begreifen, dass Gott etwas von dir wollte. So hat die Verwandlung angefangen.
Das ist das Geheimnis, liebe Freunde, das zu erleben wir alle berufen sind. Gott erwartet etwas von dir. Habt ihr verstanden? Gott erwartet etwas von dir, Gott will etwas von dir, Gott wartet auf dich. Gott kommt, um unsere Verschlossenheit aufzubrechen, er kommt, um die Türen unseres Lebens, unserer Ansichten, unserer Blicke zu öffnen. Gott kommt, um alles zu öffnen, was dich einschließt. Er lädt dich ein zu träumen, er will dich sehen lassen, dass die Welt mit dir anders sein kann. So ist das: Wenn du nicht dein Bestes gibst, wird die Welt sich nicht verändern. Das ist eine Herausforderung
Die Zeit, die wir heute erleben, braucht keine Sofa-Jugendlichen / młodzi kanapowi, sondern junge Menschen mit Schuhen, noch besser: mit „Boots“ an den Füßen. Diese Zeit akzeptiert nur Stammspieler, für Reserve ist kein Platz. Die Welt von heute verlangt von euch, Vorreiter der Geschichte zu sein, denn das Leben ist immer schön, wenn wir es leben wollen, immer, wenn wir Spuren hinterlassen wollen. Die Geschichte verlangt heute von uns, dass wir unsere Würde verteidigen und nicht zulassen, dass andere über unsere Zukunft entscheiden. Nein! Wir selbst müssen unsere Zukunft entscheiden, ihr selbst eure Zukunft! Wie an Pfingsten möchte der Herr eines der größten Wunder vollbringen, das wir erleben können: Er möchte bewirken, dass deine Hände, meine Hände, unsere Hände sich in Zeichen der Versöhnung, der Gemeinschaft, der Schöpfung verwandeln. Er will deine Hände, um mit dem Aufbau der Welt von heute fortzufahren. Er will sie mit dir aufbauen. Und du, was antwortest du? Was antwortest du? Ja oder nein! [Ja!]
Du wirst mir sagen: Pater, aber ich bin sehr eingeschränkt, ich bin ein Sünder, was kann ich schon tun? Wenn der Herr uns ruft, denkt er nicht an das, was wir sind, an das, was wir waren, an das, was wir getan oder unterlassen haben. Im Gegenteil: In dem Moment, in dem er uns ruft, schaut er auf all das, was wir tun könnten, auf all die Liebe, die wir übertragen können. Er setzt immer auf die Zukunft, auf das Morgen. Jesus versetzt dich an den Horizont, niemals ins Museum.
Darum, lieber Freund, liebe Freundin, lädt Jesus dich heute ein, er ruft dich, deine Spur im Leben zu hinterlassen, eine Spur, die die Geschichte kennzeichnet, die deine Geschichte und die Geschichte vieler kennzeichnet.
Das Leben von heute sagt uns, dass es sehr leicht ist, die Aufmerksamkeit auf das zu fixieren, was uns entzweit, auf das, was uns trennt. Sie möchten uns einreden, dass die beste Art, uns gegen das zu schützen, was uns schadet, darin besteht, uns zu verschließen. Wir Erwachsenen – wir Erwachsenen! – brauchen heute euch, damit ihr uns lehrt – so wie ihr es heute tut –, in der Verschiedenheit, im Dialog zusammenzuleben und die Vielfalt der Kulturen miteinander zu teilen nicht wie eine Bedrohung, sondern als eine Chance. Und ihr seid eine Chance für die Zukunft. Habt den Mut, uns zu belehren; habt den Mut, uns zu lehren, dass es einfacher ist, Brücken zu bauen, als Mauern zu errichten! Wir haben es nötig, das zu lernen. Und alle gemeinsam bitten wir, dass ihr von uns verlangt, Wege der Brüderlichkeit zu gehen. Dass ihr unsere Ankläger seid, wenn wir den Weg der Mauern, den Weg der Feindschaft, den Weg des Krieges wählen. Brücken bauen: Wisst ihr, was die erste zu bauende Brücke ist? Eine Brücke, die wir hier und jetzt verwirklichen können: einander die Hände drücken, einander die Hand geben. Also los! Tut es jetzt gleich! Baut diese Menschenbrücke, gebt einander die Hand, ihr alle! Das ist die Anfangsbrücke, es ist die Menschenbrücke, es ist die erste, sie ist das Vorbild. Es besteht immer das Risiko – ich habe es vorgestern gesagt –, mit der ausgestreckten Hand allein zu bleiben, aber im Leben muss man riskieren, wer nicht wagt, der gewinnt nicht. Mit dieser Brücke kommen wir voran – hier, mit dieser Anfangsbrücke: Gebt einander die Hand! Danke! Es ist die große brüderliche Brücke, und könnten doch die Mächtigen dieser Welt lernen, das zu tun!... Aber nicht für das Foto – wenn sie einander die Hand reichen und an etwas anderes denken –, sondern um fortzufahren, immer größere Brücken zu bauen. Möge diese menschliche Brücke ein Same sein für viele andere; das wird eine „Spur“ sein.
Jesus, der der Weg ist, ruft heute dich, dich, dich [er zeigt auf die Einzelnen], deine Spur in der Geschichte zu hinterlassen. Er, der das Leben ist, lädt dich ein, eine Spur zu hinterlassen, die dein Leben und das vieler anderer mit Leben erfüllt. Er, der die Wahrheit ist, lädt dich ein, die Wege der Trennung, der Entzweiung, der Sinnlosigkeit zu verlassen. Machst du mit? [Ja!] Machst du mit? [Ja!] Und jetzt möchte ich sehen: Was antworten deine Hände und deine Füße dem Herrn, der der Weg, die Wahrheit und das Leben ist? Machst du mit? [Ja!] Der Herr segne eure Träume. Danke!
Tauron-Arena, Krakau
Sonntag, 31. Juli 2016
Liebe freiwillige Helfer,
bevor ich nach Rom zurückkehre, habe ich den Wunsch, euch zu treffen und vor allem jedem und jeder von euch für den Einsatz, die Großherzigkeit und die Hingabe zu danken, mit denen ihr die Tausende junger Pilger begleitet, ihnen geholfen und ihnen gedient habt. Danke auch für euer Glaubenszeugnis, das – vereint mit dem unzähliger junger Menschen aus allen Teilen der Welt – ein großes Hoffnungszeichen für die Kirche und für die Welt ist. Indem ihr euch aus Liebe zu Christus verschenkt habt, habt ihr erfahren, wie schön es ist, sich für eine gute Sache einzusetzen. Und so habe ich diese Ansprache geschrieben… Ich weiß nicht, ob sie gut oder schlecht ist… fünf Seiten. Ein bisschen langweilig… Ich übergebe sie… [Er übergibt sie dem für den Weltjugendtag beauftragten Bischof].
Man sagt mir, dass ich in jeder beliebigen Sprache sprechen kann, weil ihr alle einen Übersetzer habt… Ja? Ja? Spreche ich also spanisch? [Ja!]
Einen Weltjugendtag vorzubereiten, ist ein ganzes Abenteuer. Es bedeutet, sich in ein Abenteuer zu stürzen und… anzukommen; ankommen, dienen, arbeiten, tun und dann sich verabschieden. Vor allem, das Abenteuer, die Großherzigkeit. Ich möchte euch allen, den Freiwilligen und den Sponsoren, danken für alles, was ihr getan habt. Ich möchte für die Stunden des Gebetes danken, die ihr gehalten habt. Denn ich weiß, dass dieser Weltjugendtag mit viel Arbeit, aber auch mit viel Gebet zustande gekommen ist. Danke den Freiwilligen, die sich Zeit für das Gebet genommen haben, damit wir ihn voranbringen konnten.
Danke den Priestern, den Priestern, die euch begleitet haben. Danke den Ordensschwestern, die euch begleitet haben, den gottgeweihten Personen. Und danke euch, die ihr euch in dieses Abenteuer gestürzt habt in der Hoffnung, bis zum Schluss durchzuhalten.
Der Bischof hat euch bei seiner Vorstellung – ich weiß nicht, ob ihr das Wort versteht – „un piropo“ [eine Schmeichelei] gesagt; Habt ihr das verstanden? Er hat euch ein Kompliment gemacht: „Ihr seid die Hoffnung für die Zukunft.“ Und das ist wahr. Aber unter zwei Bedingungen! Wollt ihr eine Hoffnung für die Zukunft sein oder nicht? [Ja!] Sicher? [Ja!] Also unter zwei Bedingungen!... Nein, man muss keine Eintrittskarte bezahlen, nein, nein. Die erste Bedingung ist, Erinnerung zu haben. Mich zu fragen, woher ich komme: Erinnerung an mein Volk, Erinnerung an meine Familie, Erinnerung an meine ganze Geschichte. Das Zeugnis der zweiten Freiwilligen war voller Erinnerung, voller Erinnerung! Erinnerung an einen vollbrachten Weg, Erinnerung an das, was ich von den Erwachsenen empfangen habe. Ein junger Mensch ohne Erinnerung kann keine Hoffnung für die Zukunft sein. Ist das klar? [Ja!]
„Pater, und wie kann ich es anstellen, Erinnerung zu haben?“ – Sprich mit deinen Eltern, sprich mit den Erwachsenen. Vor allem sprich mit den Großeltern Ist das klar? Das bedeutet, wenn ihr eine Hoffnung für die Zukunft sein wollt, müsst ihr die Fackel von eurem Großvater, von eurer Großmutter empfangen.
Versprecht ihr mir, dass ihr, um Panama vorzubereiten, mehr mit euren Großeltern reden werdet? [Ja!] Und wenn die Großeltern schon im Himmel sind, werdet ihr mit den alten Menschen sprechen? [Ja!] Und werdet ihr sie fragen? Werdet ihr sie fragen? [Ja!] Fragt sie. Sie sind die Weisheit eines Volkes.
Also, um eine Hoffnung zu sein, ist die erste Bedingung, Erinnerung zu haben. „Ihr seid die Hoffnung für die Zukunft“, hat euch der Bischof gesagt.
Zweite Bedingung. Wenn ich für die Zukunft eine Hoffnung bin und an die Vergangenheit die Erinnerung habe, bleibt mir die Gegenwart. Was muss ich tun in der Gegenwart? Mut haben. Mut haben! Mutig sein, mutig sein, sich nicht erschrecken. Wir haben das Zeugnis gehört, den Abschied, das Abschieds-Zeugnis dieses unseres Gefährten, der vom Krebs besiegt worden ist. Er wollte hier sein und ist nicht so weit gekommen, aber er hat Mut gehabt: Mut, sich [der Krankheit] zu stellen, und Mut, auch unter schlechtesten Bedingungen weiterzukämpfen. Dieser junge Mann ist heute nicht hier, aber dieser junge Mann hat Hoffnung für die Zukunft gesät. Also, für die Gegenwart: Mut. Für die Gegenwart? [Sie rufen: „Mut!“] Kühnheit, Mut. Ist das klar?
Wenn ihr also… Was war noch das Erste? [Erinnerung!] habt... und wenn ihr… [sie rufen: „Mut!“] habt, dann seid ihr die Hoffnung… [sie rufen: „für die Zukunft!]. Ist das alles klar? [Ja!] Gut.
Ich weiß nicht, ob ich in Panama sein werde, aber ich kann euch eines versichern: dass Petrus in Panama sein wird. Und Petrus wird euch fragen, ob ihr mit den Großeltern gesprochen habt, ob ihr mit den alten Menschen gesprochen habt, um Erinnerung zu haben; ob ihr Mut und Kühnheit gehabt habt, um die Situationen in Angriff zu nehmen, und ob ihr Hoffnung für die Zukunft gesät habt. Und dem Petrus werdet ihr antworten. Ist das klar? [Ja!]
Gott segne euch reichlich! Danke. Danke für alles!
Und jetzt wollen wir alle – jeder in seiner Sprache – zur Jungfrau Maria beten.
Ave Maria…
Und ich bitte euch, für mich zu beten. Vergesst das nicht! Und so erteile ich euch den Segen.
[Segen]
Ach, ich habe vergessen… wie war das noch?... [Sie rufen: „Erinnerung, Mut, Zukunft!“]
Liebe freiwillige Helfer,
bevor ich nach Rom zurückkehre, habe ich den Wunsch, euch zu treffen und vor allem jedem und jeder von euch für den Einsatz, die Großherzigkeit und die Hingabe zu danken, mit denen ihr die Tausende junger Pilger begleitet, ihnen geholfen und ihnen gedient habt. Danke auch für euer Glaubenszeugnis, das – vereint mit dem unzähliger junger Menschen aus allen Teilen der Welt – ein großes Hoffnungszeichen für die Kirche und für die Welt ist. Indem ihr euch aus Liebe zu Christus verschenkt habt, habt ihr erfahren, wie schön es ist, sich für eine gute Sache einzusetzen, und wie lohnend es ist, gemeinsam mit vielen Freunden und Freundinnen einen auch anstrengenden Weg zu gehen, der aber die Mühe mit Freude vergilt und die Hingabe mit einem neuen Reichtum an Erkenntnis und Offenheit für Jesus, für den Nächsten und für wichtige Lebensentscheidungen.
Als Ausdruck meines Dankes möchte ich eine Gabe mit euch teilen, die uns von der Jungfrau Maria geschenkt wird. Sie hat uns heute in dem wundertätigen Bild von Kalwaria Zebrzydowska besucht, das dem heiligen Johannes Paul II. von Herzen lieb war. Gerade in dem Geheimnis des Evangeliums von der Begegnung Marias mit Elisabet (vgl. Lk 1,39-45) können wir nämlich ein Bild des christlichen Volontariats erkennen. Aus dieser Erzählung entnehme ich drei Verhaltensweisen Marias und überlasse sie euch, damit sie euch helfen, die Erfahrung dieser Tage zu interpretieren und auf dem Weg des Dienstes weiterzugehen. Diese drei Verhaltensweisen sind das Hören, die Entscheidung und die Handlung.
Erstens: das Hören. Maria macht sich auf die Reise aufgrund eines Wortes des Engels: » Auch Elisabet, deine Verwandte, hat noch in ihrem Alter einen Sohn empfangen… « (Lk 1,36). Maria versteht auf Gott zu hören: Es handelt sich nicht um ein einfaches Hören, sondern um ein Zuhören, das aus Aufmerksamkeit, Aufnahme und Bereitschaft besteht. Und denken wir daran, wie oft wir dem Herrn oder den anderen gegenüber zerstreut sind und nicht wirklich zuhören. Maria hört auch auf die Tatsachen, die Ereignisse des Lebens; sie ist aufmerksam für die konkrete Wirklichkeit und bleibt nicht an der Oberfläche stehen, sondern versucht, deren Bedeutung zu erfassen. Maria hat erfahren, dass Elisabet, die schon alt ist, ein Kind erwartet, und darin sieht sie die Hand Gottes, das Zeichen seiner Barmherzigkeit. Das geschieht auch in unserem Leben: Der Herr steht vor der Tür und klopft auf vielerlei Weise an, er setzt Zeichen auf unseren Weg und fordert uns auf, sie im Licht des Evangeliums zu lesen.
Das zweite Verhalten Marias ist die Entscheidung. Maria hört zu, überlegt, aber sie weiß auch einen Schritt voran zu tun: Sie entscheidet. So war es bei der Grundentscheidung ihres Lebens: » Ich bin die Magd des Herrn; mir geschehe, wie du es gesagt hast « (Lk 1,38). Und ebenso auf der Hochzeit in Kana, als Maria das Problem bemerkt und entscheidet, sich an Jesus zu wenden, damit er eingreift: » Sie haben keinen Wein mehr « (Joh 2,3). Im Leben ist es oft schwierig, Entscheidungen zu treffen, so dass wir dazu neigen, sie aufzuschieben und vielleicht zu warten, dass andere für uns entscheiden; oder wir ziehen es vor, uns von den Ereignissen treiben zu lassen, der „Neigung“ des Augenblicks zu folgen. Manchmal verstehen wir, was wir tun sollten, haben aber nicht den Mut dazu, weil es uns zu schwierig scheint, gegen den Strom zu schwimmen… Maria fürchtet sich nicht, gegen den Strom zu schwimmen: Mit beharrlich hörendem Herzen entscheidet sie und nimmt alle Risiken auf sich – aber nicht allein: gemeinsam mit Gott!
Und zum Schluss die Handlung. Maria machte sich auf den Weg und » eilte… « (Lk 1,39). Trotz der Schwierigkeiten und der Kritik, die sie empfangen haben mag, zögert sie nicht, schwankt sie nicht, sondern geht, und sie geht „eilends“, denn in ihr ist die Kraft des Wortes Gottes. Und ihr Handeln ist voller selbstloser Hingabe, voller Liebe: Das ist die „Prägung“ Gottes. Maria geht nicht zu Elisabet, um sich loben zu lassen, sondern um ihr zu helfen, um sich nützlich zu machen, um zu dienen. Und bei diesem Hinausgehen aus dem Hause, aus sich selbst – und zwar aus Liebe – bringt sie das Wertvollste mit, was sie hat: Jesus, den Sohn Gottes, den Herrn. Elisabet nimmt das augenblicklich wahr: » Wer bin ich, dass die Mutter meines Herrn zu mir kommt? « (Lk 1,43). Der Heilige Geist bringt in ihr Resonanzen des Glaubens und der Freude zum Schwingen: » In dem Augenblick, als ich deinen Gruß hörte, hüpfte das Kind vor Freude in meinem Leib « (Lk 1,44).
Auch im Volontariat ist jeder Dienst wichtig, sogar der bescheidenste. Und sein letzter Sinn ist die Öffnung für die Gegenwart Jesu; es ist die Erfahrung der Liebe „von oben“, die uns zum Aufbrechen drängt und mit Freude erfüllt. Die freiwilligen Helfer und Helferinnen der Weltjugendtage sind nicht nur „Arbeiter“, sie sind immer Evangelisierer, denn die Kirche existiert und wirkt, um zu evangelisieren.
Als Maria ihren Dienst für Elisabet beendet hatte, kehrte sie nach Hause, nach Nazareth zurück. Taktvoll und bescheiden, wie sie gekommen war, geht sie wieder. Auch ihr, liebe Helfer, werdet nicht alle Früchte eurer hier in Krakau oder im Rahmen der „Städtepartnerschaften“ vollbrachten Arbeiten sehen. Eure Schwestern und Brüder, denen ihr gedient habt, werden sie in ihrem Leben entdecken und sich darüber freuen. Das ist die Unentgeltlichkeit der Liebe! Gott aber kennt eure Entscheidung, euren Einsatz und eure Großherzigkeit. Seid gewiss, er wird nicht versäumen, euch zu belohnen für alles, was ihr für diese Kirche der jungen Menschen getan habt, die sich in diesen Tagen in Krakau mit dem Nachfolger Petri versammelt hat. Ich vertraue euch Gott und dem Wort seiner Gnade an (vgl. Apg 20,32); ich vertraue euch Maria, dem Vorbild für das christliche Volontariat, an; und ich bitte euch herzlich, nicht zu vergessen, für mich zu beten.